Die Weihnachtszeit ist gerade wegen ihrer Bräuche eine ganz besondere Zeit im Jahr! Die Musikband „Herzgluat“ findet das auch und widmet ihren aktuellen Song den Rauhnächten.

Herzgluat – junge Erfolgsband aus Tirol mit traditionellen Werten

Mutter Sonja und ihre drei erwachsenen Kinder Tabea, Jakob und Nora-Marie von der Tiroler Band Herzgluat sind auf Erfolgskurs. Im Frühjahr 2020 haben sie ihre erste CD unter dem Titel „Mei Zeit“ veröffentlicht und jetzt ein ganz besonderes Weihnachtslied zum alten Brauch der Rauhnächte. Dass vermehrt junge Menschen auf alte Traditionen wert legen und diese auch aktiv gestalten, berührt mich sehr. Viele von uns fühlen auf eine ganz persönliche Weise, dass die Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig eine andere Zeit ist. Sei es, weil man mehr zu Hause ist und die Zeit mit Familie und Freunden genießt. Wir fühlen uns irgendwie „weihnachtlich“ und jeder von uns hat gewisse Rituale, die Halt geben. So ähnlich erging es unseren Vorfahren. Sie konnten sich nun von der Arbeit ausruhen, saßen zusammen in den warmen Stuben und erzählten sich Geschichten und Märchen.

Wie das Lied „Rauhnacht“ entstanden ist und warum das Video ausgerechnet in der charmanten Altstadt von Hall gedreht wurde, verrät mir Sonja in einem Interview.

Sonja, kannst du uns mehr über die Idee zu eurem neuen Lied Rauhnacht erzählen?

Ganz zu Beginn der Entstehung des Titels „Rauhnacht“ stand ein Gefühl.
Nämlich das Gefühl einer undefinierbaren, fast mystischen Ruhe, welches  sich durch die verschärfenden Corona-Maßnahmen ganz tief drinnen eingestellt hatte. So entstanden zunächst die ersten Zeilen des Liedes. Aber schon bald wurde uns klar, dass unser Bedürfnis weiter reichte, als mit dem entstehenden Lied nur diese „neue Stille“ zu beschreiben. Die Sehnsucht nach dem Neuen, das hinter dem Ganzen bereits wartet und die Chance, diese Ruhe positiv zu nutzen, wurde dann der eigentliche Motor zu diesem Titel.
Die Rauhnächte stehen genau für diese Sehnsüchte: Die Sehnsucht nach Erneuerung, die „alten Geister vertreiben“, die uns in unserem Fortkommen behindern und den Blick auf das Kommende gerichtet halten. Von jeher haben die Menschen diese Bräuche und Rituale beim Übergang vom alten in das neue Jahr weitergetragen. Selbiges möchten auch wir mit unserem Lied vermitteln!

Warum hat sich Herzgluat für den Videodreh unsere Altstadt ausgesucht?

Hall ist einzigartig und besitzt einen wunderschönen mittelalterlichen Stadtkern, der in ganz Nordtirol kaum zu finden ist. Da wir mit unserem Video ein Gefühl von Mystik und gleichzeitiger Schönheit vermitteln wollten, erschien uns die Altstadt von Hall sehr passend. Das Video wurde in der Zeit des ersten Lockdowns gedreht. Dadurch konnten wir die Atmosphäre einer völligen Ruhe einfangen. 

Lebt ihr die Rauhnächte aktiv in eurer Familie?

Ja, die Rauhnächte haben in unserer Familie einen wirklichen Stellenwert. Es gibt 3 fixe Tage, an welchen der Weihrauch in unser Familienleben Einzug hält. Das ist zum einen der Heilige Abend. Schon beim Aufstehen und Einheizen des Kachelofens wird an diesem Tag der Weihrauch auf dem Herd verbrannt. Somit wissen alle: Heute ist Heiligabend!
Nach der Bescherung bzw. der Christmette geht die gesamte Familie gemeinsam mit der Weihrauchpfanne durch alle Zimmer des Hauses. Es ist ein Zeichen der Reinigung und Erneuerung in dieser besonderen Nacht.  Am Neujahrstag sowie an Dreikönig (der 6. Jänner ist übrigens der Geburtstag von unserem Sohn Jakob) wird ebenfalls Weihrauch auf dem Herd verbrannt, so dass es im ganzen Haus „himmelet“ – wie es die Kinder, als sie noch klein waren, immer bezeichneten.

Wie wird in eurer Familie das Weihnachtsfest begangen?

Es gibt einige Rituale an Weihnachten, welche in unserer Familie immer gleichbleibend gepflegt werden. Dazu zählt vor allem das Aufstellen der alten Familienkrippe am 23. Dezember. Die Figuren kommen dann im Laufe des Heiligen Abends hinzu. Nur das Christkind wird erst beim gemeinsamen Lesen des Weihnachts-Evangeliums in die Krippe gelegt. Früher, als die Kinder noch klein waren, gab es dazu eine kleine Lichterprozession. Unser Christbaum wird immer erst am frühen Nachmittag geschmückt. Die Stube wird bis zur Bescherung dann nicht mehr betreten. Vor der Bescherung ist das gemeinsame Essen noch ein wichtiger Fixpunkt. Genau wie früher steht bei uns traditionell die Nudelsuppe am Menüplan. Ergänzt wird dies mit kalten Platten.
Und was bei uns natürlich nie fehlen darf, ist die Musik! In den letzten Jahren haben wir vor der Bescherung für die Obdachlosen in Innsbruck Musik gemacht. Es waren eine unserer schönsten und stimmigsten gemeinsamen Weihnachtserfahrungen als Familie! Der Weihnachtsbesuch bei Oma, sowie das traditionelle „Gansl-Essen“ sind dann die wesentlichen Elemente des 1. Weihnachtsfeiertages am 25.Dezember.

Gerne hätte ich das Interview persönlich geführt, um noch mehr, über die Familie Baumann und ihre Musik zu erfahren. Es ist schön zu hören, dass es für viele Familien in Tirol noch echte Weihnachtstraditionen gibt, die weit weg sind von Konsum und Hektik sind! Einfach Weihnachten wie es früher war …

Die Rauhnächte – ein alter Tiroler Brauch

Früher war es undenkbar, nicht nach den Regeln der Natur zu leben. Dies spiegeln Brauchtum und Tradition wider. Unsere Kultur ist vom christlichen Glauben geprägt – so auch die Zeit der Rauhnächte zwischen Weihnachten und Dreikönig.

Woher kommt der Name Rauhnacht?

Der Begriff leitet es sich von „rauch“ ab und damit ursprünglich von einem Begriff für „behaart, pelzig, von Fell bedeckt“. Unsere Vorfahren bezogen sich dabei auf die Felle, die die Perchten trugen. Zugleich bezieht sich „rauch“ auf den uralten Brauch des Räuchern, um böse Geister zu vertreiben: Die verschiedenen Harze und Kräutern dafür wurden meistens im Sommer bzw. Herbst gesammelt.

Wann sind die Rauhnächte?

Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, welche Tage und Nächte tatsächlich die Rauhnächte sind. Meist handelt es sich aber bei den Rauhnächten um die zwölf Weihnachtstage, vom ersten Weihnachtstag (25.12.) bis Dreikönig (6.1.). Nach einer anderen Zählweise beginnen die Rauhnächte bereits am Thomastag (21.12.). Dies ist gleichzeitig die Wintersonnwende und somit der kürzeste Tag des Jahres.

Für die Bauern waren die zwölf Rauhnächte bestimmend für das Wetter der kommenden zwölf Monate. Die wichtigsten Rauhnächte sind:

20./21. Dezember – Thomasnacht

24./25. Dezember –  Heiliger Abend, Christnacht

31. Dezember / 1. Jänner – Silvester

5./6. Jänner – Dreikönig

Begleiten Sie uns 2021/22 auf eine Reise durch diese mystische Zeit zwischen den Jahren. Bei einem Spaziergang durch die Haller Altstadt erfahren Sie mehr über die Rauhnächte, Bräuche, Rituale und Geschichten über die „Wilde Jagd“ und andere Gestalten, die während dieser Zeit ihr Unwesen auf Erden treiben. Gemeinsam erfahren wir bei einem kleinen Räucherseminar im Stiftsgarten, wie sich die Rauhnächte in unserer Zeit leben lassen. Die Termine kommunizieren wir auf unserer Homepage!


Elisabeth

Elisabeth

Elisabeth hat zwei kleine Kinder und einen Hund. Mit ihrem Rudel ist sie gerne draußen unterwegs. Vor allem an Orten, wo sonst wenig Menschen anzutreffen sind. Ganz speziell an den besonderen Kraftorten in der Region Hall-Wattens. Sie kocht gerne und belebt unseren Kulinarikblog.