Diese Woche feiern wir Maria Himmelfahrt, einen der höchsten Feiertage im katholischen Jahreskreis. Traditionell findet an diesem festlichen Tag die Kräuterweihe in den Kirchen statt. Ein schöner Brauch, der viele…

Diese Woche feiern wir Maria Himmelfahrt, einen der höchsten Feiertage im katholischen Jahreskreis. Traditionell findet an diesem festlichen Tag die Kräuterweihe in den Kirchen statt. Ein schöner Brauch, der viele Gedanken und Traditionen verbindet. Seinen Ursprung finden wir bereits bei den Kelten und Germanen.

Warum man Kräuterbuschen bindet

Von jeher werden Kräutern eine besondere Heilwirkung zugesprochen. Durch die Kräutersegnung am 15. August schenkt man ihnen eine besondere Ehre.

An den Tagen vor Maria Himmelfahrt werden die Kräuter gesammelt und zu Kräuterbuschen gebunden. Wenn die Kräuter dann geweiht werden, wird ihnen eine besondere Kraft zugeschrieben. So helfen sie unserer Gesundheit aber auch den Tieren durch die Zugabe ins Heu. Selbst das Eheglück soll der Kräuterbuschen fördern – man legt ihn angeblich einfach unters Kopfkissen. Dem Kräuterbuschen werden viele Mythen zugeschrieben.

Welche Kräuter werden verwendet

Ganz grundsätzlich ist zu sagen, dass alles erlaubt und nichts verboten ist. Das heißt, man kann jegliche Kräuter in den Buschen geben, die man entweder selbst zu Hause im Garten hat, die einem einfach gut gefallen, die man gesundheitlich besonders nötig hat usw.

In die Mitte eines Kräuterbuschen gehört traditionell eine Königskerze. Durch die warmen, teils heißen Temperaturen im Frühling sind heuer die meisten Königskerzen Mitte August bereits verblüht. Ein Phänomen, welches uns in den nächsten Jahren mit Sicherheit noch öfter begegnen wird, auch bei anderen Pflanzen. Aus diesem Grund hat unser Buschen diesmal keine Königskerze in der Mitte.

Vornehmlich werden Marienkräuter verwendet, also jene, die der heiligen Maria geweiht sind, wie zB Schafgarbe, Lavendel oder Thymian.

Es heißt, dass die Apostel am dritten Tag nach Marias Begräbnis ihr Grab besuchten, dieses jedoch leer vorgefunden haben. Es duftete nach Blumen und Kräutern und im Grab gab es Rosen und Lilien sowie Marias liebste Heilkräuter. Deshalb sollte in der Mitte eines Buschens neben der Königskerze auch eine Rose als Symbol für Maria und eine Lilie als Symbol für Josef zu finden sein.

Man kann entweder kleine Räucherbündel herstellen oder einen großen Buschen, wo man sich dann einzelne Kräuter nach Bedarf herauszupfen kann. Die Kräuterbuschen sollen Mensch, Tier und Heim über das Jahr hinweg vor Unheil schützen.

Den Kräutern werden symbolische Bedeutungen zugeschrieben – hier ein paar Beispiele:

  • Königskerze: sie ist normalerweise das Herzstück des Buschens und steht für Kraft, Stärke und Schutz
  • Rose: steht für die hl. Maria und gibt Schutz
  • Lilie: steht für Josef
  • Kamille: steht für Wohlstand, Weisheit und Erfolg
  • Johanniskraut und Ringelblume für Glück und Liebe
  • Schafgarbe, Lavendel und Frauenmantel symbolisieren den Frieden und sind besondere Frauenpflanzen
  • Salbei: wirkt reinigend
  • Wehrmut: für Schutzräucherungen

Wieviele Kräuter werden verwendet

Von der Anzahl her, kann man ebenfalls flexibel sein. Im römisch-katholischen Glauben werden spezielle Zahlen aufgegriffen, die eine besondere Bedeutung haben. So bestehen traditionelle Kräuterbuschen aus einer Anzahl von 7, 9, 12, 14, 24, 72 oder 99 verschiedenen Pflanzen. 7 steht für die sieben Schöpfungstage, 9 als Zahl der Heiligen Dreifaltigkeit, 12 steht für die Anzahl der Apostel usw. Jede Zahl, die sich durch 3 Teilen lässt oder damit zu tun hat, steht für die Dreifaltigkeit und eignet sich daher für den Kräuterbuschen.

Frauendreißiger – großer und kleiner Frauentag

Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier um einen Zeitraum von dreißig Tagen. Ausgehend vom Maria Himmelfahrt – dem großen Frauentag – bis zum 15. September. Das Pendant dazu – der kleine Frauentag wird an Maria Geburt am 8. September gefeiert. In diesem Zeitraum wird von Frauen ein großer Vorrat an Kräutern für den Winter gesammelt und getrocknet, weil sie als besonders heilkräftig gelten. Die Kräuter werden im Winter auch zum Räuchern u.ä. verwendet. Mehr dazu erfährt ihr bei unseren besonderen Rauhnachtführungen im Dezember und Jänner.

Kräuterbuschen binden

Sofern man eine Königskerze hat, kommt diese in die Mitte. Gleich danach gibt man eine Rose, sowie eine Lilie hinzu. Nach und nach werden dann alle weiteren verfügbaren Kräuter ergänzt. Ist man damit fertig, bindet man einen Naturfaden herum oder bei kleinen Bündeln, kann man den unteren Teil mit einem Bindgarn umwickeln. Man sollte gerade bei Räucherbündeln darauf achten, Naturfasern zu verwenden, da diese gleichzeitig mit dem Bündel verbrennen.

Weihe der Kräuterbuschen am 15. August

Festlich gekleidet ging es am Morgen des 15. August in die Kirche, um gemeinsam das Hochfest zu feiern. Viele unterschiedliche Sträuße von klein bis groß, von bunt bis einfach lagen am Seitenaltar, um im Anschluss an die Predigt vom Pfarrer geweiht zu werden. Am Ende der Hl. Messe wurden von den Ministrant:innen vor dem Kirchenportal kleine Kräuterbuschen an die Bevölkerung verteilt. Zuhause werden die Kräuterbuschen zum Trocknen aufgehängt, in bäuerlichen Haushalten gerne in den Herrgottswinkel. Getrocknet sollen die Kräuterbuschen „schützende Wirkung“ haben.

Nachdem das Wetter wirklich schön war, können wir uns auch über die dazupassende Bauernregel freuen:

„Wie das Wetter am Himmelfahrtstag, so der ganze Herbst sein mag.“

Mehr zum Thema Kräuter…

Du bist interessiert an der Heilkraft von Kräutern, möchtest wissen, welche Kräuter es in der Region gibt bzw. welche Traditionen damit in Verbindung stehen. Dann besuche doch einen unserer Programmpunkte oder informiere dich auf unserer Homepage über die Tiroler Heilkräuter. Erfahre alles zum Thema Kräuter, Kräuterprodukte, Räuchern mit Kräutern usw.

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Wir wünschen euch viel Spaß!

Elisabeth

Elisabeth

Elisabeth hat zwei kleine Kinder und einen Hund. Mit ihrem Rudel ist sie gerne draußen unterwegs. Vor allem an Orten, wo sonst wenig Menschen anzutreffen sind. Ganz speziell an den besonderen Kraftorten in der Region Hall-Wattens. Sie kocht gerne und belebt unseren Kulinarikblog.