Der Naturpark Karwendel, welcher sich u.a. über die Region Hall-Wattens erstreckt, erhält im Jahr 2020 eine besondere Auszeichnung: er ist der Naturpark des Jahres!

Als Wanderführerin bin ich seit knapp 20 Jahren mit Einheimischen und Gästen im größten Naturpark Österreichs – dem Naturpark Karwendel unterwegs. Dass er zum Naturpark des Jahres 2020 gewählt wurde, freut mich deshalb ganz besonders! Durch meine Zusatzausbildungen zur Tiroler Naturführerin und Kräuterpädagogin, habe ich einerseits die Berechtigung dazu und kann andererseits den interessierten Besuchern viel zusätzliches Wissen vermitteln. Egal ob mit Erwachsenen oder Kindern unterschiedlicher Altersgruppe: es macht jedesmal Riesenspass und es ist schön, am Ende einer Tour die zufriedenen und glücklichen Menschen zu sehen!

Für den Naturpark Karwendel ist das heurige Jahr ein ganz besonderes: er hat vom Verband der Naturparke Österreichs die Auszeichnung Naturpark des Jahres 2020 erhalten.

Der Naturpark Karwendel ist mit seinen 727 km² der größte Naturpark Österreichs. Bereits im Jahr 1928 wurde das Karwendelgebirge zum Naturschutzgebiet erklärt. Bald darauf setzte auch der touristische Ansturm auf die alpine Bergwelt ein. Übrigens gibt es diesbezüglich gerade eine tolle Ausstellung im Haller Stadtmuseum. Neben dem Schutz der Pflanzen hatte auch jene der Fauna einen hohen Stellenwert, vor allem die des Raubwildes (z.B. der Marder).

Was ist ein Naturpark und wann darf sich ein Gebiet so nennen?

Im Jahr 1989 wurden durch Neuverordnungen der Tiroler Landesregierung die Schutzziele erweitert. Gleichzeitig wurden sie auf die heutige Ausdehnung festgelegt. Diese regelt den Schutz aller wildwachsender Pflanzen. Ebenso die der freilebenden, nicht jagdbaren Tiere im gesamten Gebiet. Seit 2015 trägt der Alpenpark den Titel Naturpark Karwendel. Das gesetzliche Ziel der Naturparke ist der Schutz einer Landschaft in Verbindung mit deren Nutzung. Dabei sollen besonders wertvolle Landschaftsräume vor einer Zerstörung bewahrt und entwickelt werden. Die Auszeichnung eines Gebietes mit dem Prädikat „Naturpark“ erfolgt durch die jeweilige Landesregierung.

Folgende Anforderungen werden gestellt:

  • Schutz und Weiterentwicklung der Landschaft
  • Schaffung von Erholungsmöglichkeiten
  • Ökologische und kulturelle Bildungsmöglichkeiten
  • Förderung einer nachhaltigen Regionalentwicklung durch Schaffung von Arbeitsplätzen und Nebenerwerbsmöglichkeiten in Tourismus und Landwirtschaft.

Wie wird man Naturpark des Jahres?

Die Bewerbung

Der Verband der Naturparke Österreichs (VNÖ) kürt jährlich einen von derzeit 47 Naturparks zum „Naturpark des Jahres“. Jeder Naturpark darf nur alle fünf Jahre am Wettbewerb teilnehmen. Außerdem müssen die interessierten Naturparks müssen für die Beurteilung einen umfassenden Fragebogen ausfüllen. Zudem können sie zusätzlich eine festgelegte Anzahl an Bildern und Hintergrundinformationen wie Jahresberichte einreichen. Anschließend ist die Fachjury am Zug.

Die Jury

Eine unabhängige Fachjury aus VertreterInnen des Umweltbundesamtes sowie der „Alpine Pearls“, der Universität Wien, des Umwelt-Bildungs-Zentrums und des ORF Kärnten beurteilte folgende Bereiche:

  • Naturschutz
  • Erholung und Tourismus
  • Umweltbildung
  • Regionalentwicklung
  • Öffentlichkeitsarbeit

Die Stimmen der Jury

„Breites Umweltbildungsangebot und gut organisiertes Junior Ranger-Programm sowie nachhaltige Maßnahmen in der Regionalentwicklung.“

„Hervorzuheben ist die große Begeisterung der Freiwilligen – das ist harte Arbeit für die Naturpark – Verantwortlichen.“

„Der Naturpark Karwendel zeichnet sich unter Bedachtnahme seiner Größe durch ein sehr ausgewogenes Miteinander der vier  Naturparkfunktionen aus.“

„Jährlich werden mehr als 250 Naturexkursionen und Vorträge mit Rangern angeboten – ein absolutes Highlight!“

Die Verleihung des Titels zum Naturpark des Jahres 2020

Nach zahlreichen coronabedingten Verschiebungen war es dann am 23. Oktober endlich soweit: der Naturpark Karwendel erhielt vom neuen VNÖ-Präsidenten Hans Thauerböck in Absam erstmalig die Urkunde zum „Naturpark des Jahres 2020“ verliehen.

Geschäftsführer Hermann Sonntag zieht Bilanz

„Die Absage von mehr als 80 Veranstaltungen und unzähligen anderen Aktivitäten dieses Jahr war schwierig. Zu den positiven Aspekten dieses Sommer gehören aber:

  • Wesentliche Fortschritte im Naturschutz, zum Beispiel bei den Karwendel-Mooren, den alpinen Wildflüssen
  • Fortschritte im Artenschutz, das große Interesse an unserem Junior-Rangerprogramm im Sommer
  • Einige neue Aktivitäten in der notwendigen BesucherInnenlenkung

„Um große Projekte überhaupt angehen zu können, ist eine entsprechende Basisfinanzierung notwendig. Die Beiträge der Karwendelgemeinden, der Tourismusverbände und vor allem durch das Land Tirol ermöglichen dies. Der Naturpark Karwendel bedankt sich auf diesem Weg bei den mehr als 90 Projekt-Partnern für die ausgezeichnete Zusammenarbeit!“

Gerade im Sommer 2020 konnte man feststellen, wie sich das Verhalten von Menschen auf unsere Umwelt auswirkt. Aus diesem Grund finanziert das Land Tirol die BesucherInnenlenkung im kommenden Jahr mit zusätzlichen € 100 000.

Das Halltal: Direkter Zugang in die wilde Landschaft des Naturpark Karwendel

Einer der wichtigsten Zugänge ins Karwendel überhaupt befindet sich in der Region Hall-Wattens: das Halltal. Es nimmt durch seine interessante Geschichte eine besondere Stellung ein: Hier wurde über 700 Jahre lang Salz gewonnen. Auch die Artenvielfalt ist atemberaubend. Der Tourismusverband bietet ganzjährig (ausgenommen April und November) jeden Freitag eine geführte Wanderung im Naturpark Karwendel an.

Susi

Susi

Susi arbeitet seit 2006 beim Tourismusverband der Region Hall-Wattens. Sie ist Austria Guide, Bergwanderführerin, Tiroler Naturführerin sowie Kräuterpädagogin. Es ergibt sich von selbst, dass sie - egal bei welchem Wetter - immer gerne im Freien unterwegs ist.