Alle Jahre wieder ist die Stadt Hall für Einheimische wie Gäste einen Besuch wert, zu jeder Tages- und Abendzeit! Denn Hall ist Geschichte und erzählt Geschichten. Hall ist geheimnisvoll und authentisch, mittelalterlich und modern. Unsere Reihe Geheimnisvolles Hall – Hall erzählt Geschichte(n) soll euch einladen, dieses besondere Städtchen vorab virtuell zu erleben, um es in Folge dann mit allen Sinnen vor Ort zu genießen. Unsere StadtführerInnen machen dies für euch zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Hall ist etwas ganz Besonderes. Das wissen alle, die hier wohnen, und wohl auch jeder, der schon einmal eine Fuß innerhalb der historischen Stadtmauern gesetzt haben. Die Stadt ist nicht nur Einkaufsparadies für all jene, die Einkaufszentren trotzen und kleine Geschäfte bevorzugen und fördern – bei weitem nicht! Hall erzählt Geschichte(n). Auf einem Rundgang durch die Stadt kann diesen Geschichten und Anekdoten besonders gut nachgespürt werden.

Unser Stadtrundgang beginnt…

Vom Unteren Stadtplatz zum Münzerturm

Idealer Ausgangspunkt für einen abendlichen Rundgang ist das Tourismusbüro am Unteren Stadtplatz 19. Im Eingangsbereich des gläsernen Kubus liegen Stadtpläne zur allgemeinen Orientierung für Nicht-Ortskundige auf.

Gleich hier geht´s los! Der Münzerturm, Halls Wahrzeichen leuchtet schon von Weitem. Der markante, zwölfeckige, 45 Meter hohe Turm überstrahlt das ehemalige Salinenareal. Hier, beim ehemaligen „Pfannhauseck“ (Burg Hasegg) wurde jahrhundertelang Sole versotten, zuerst in frei stehenden Pfannen, dann in Sud- oder Pfannhäusern, zuletzt im heutigen Medienturm, wo sich bis zur Stilllegung des Bergbaus im nahegelegenen Halltal (1967) eine Thermokompressionsanlage befand.

Das mit Wasser im Halltal gelaugte Salz wurde als gesättigte Sole vom Berg ins Tal geleitet, floss durch eine fast 10km lange Holzrohrleitung nach Hall, um in der Saline verkocht bzw. -sotten zu werden. Unmengen an Holz wurden aus dem Oberinntal nach Hall getriftet, im Holzrechen (seit 1307) aufgefangen und zu den Pfannen bzw. später Pfannhäusern verbracht. Noch heute werden die Stadtteile westlich und östlich des Rechens, dessen Reste gerade jetzt in der Winterzeit im Inn zu sehen sind, Obere und Untere Lend (ursprünglic „Lände“) genannt.

Im 19. Jahrhundert sollte Holz als wichtigster Engergielieferant durch Kohle aus Bad Häring abgelöst werden. Im 20. Jahrhundert wurde die Versiedung dann elektrifiziert (s.o.).

Hall erzählt Geschichten – Unsere erste Geschichte:

Der Sage nach haben Jäger im Halltal vor rund 700 Jahren beobachtet, dass das Rotwild, welches seinen Durst in Lachen rund um den Wildanger löschte, besonders gut gedieh. Als die Waidmänner einmal das Lagerfeuer mit Quellsole aus eben diesen Lachen löschten und die funkelnden Salzkristalle auf den die Feuerstelle umgebenden Steinen sahen, wurden sie neugierig. So wurden schon im 13. Jahrhundert unter der fachmännischer Leitung von Ritter Nikolaus von Rohrbach erste Stollen in den Wildanger vorgetrieben. Und es wurde Salz entdeckt, das man später das „Weiße Gold“ nannte. Es sollte der Stadt Hall großen Reichtum bescheren.

Der Münzerturm

In der Münze Hall wureder der erste Taler der Welt geprägt – und zwar im Jahr 1486. Eine Großsilbermünze aus Schwazer Silber, die um die Welt gehen sollte. Auch heutzuage kann man hier tagsüber der Vergangenheit nachspüren und im gleich mehrfach ausgezeichneten Museum Münze Hall eine spannende Zeit verbringen. Ein Erlebnis für Alt und Jung!

Weiter geht es südlich des Münzerturms über das Münzertor in den Innenhof der Burg Hasegg. Sie wurde im 15. Jahrhundert unter den Habsburgern zu einer geschlossenen Befestigungsanlage ausgebaut. Noch heute erinnert der qualitätvolle Wappenstein über dem Münzertor an Sigmund den Münzreichen. Er war im Wesentlichen für den Ausbau der Anlage im Jahre 1489 verantwortlich. Außerdem wurde kein geringerer als der Hofsteinmetz der Habsburger, Niklas Türing, für die Ausführung des aus Sandstein gefertigten Wappensteines beauftragt. Der Blick durch Halls noch einzig erhaltenes Stadttor auf den Turm der Pfarrkirche St. Nikolaus und das Karwendel im Hintergrund ist atemberaubend! Bei Tag sowie bei Nacht.

Hall erzählt Geschichte(n): Unsere zweite Geschichte

Der Heilige Johannes Nepomuk

In einer Wandnische, die sich auf der Nordseite des Innenhofs befindet, treffen wir auf einen Heiligen, der hierzulande omnipräsent ist. Wer kennt ihn nicht, den Heiligen mit Birett, Hermelinschultermantel und Kreuz in der Hand? Weiter hat er meist einen Zeigefinger auf seine Lippen gelegt. Johannes Nepomuk wird spätestens seit seiner Heiligsprechung 1729 als Schutzpatron der Brücken und der Schifffahrt verehrt. Im Alter von nur 43 Jahren musste Johannes Nepomuk sein Leben lassen. Er wurde im Auftrag König Wenzels gefoltert und von der Karlsbrücke in Prag in die Moldau gestürzt, und das nur, weil er das Beichtgeheimins gewahrt hatte, die Beichte der Königin und Gemahlin Wenzels hatte er für sich behalten, deshalb auch der Fingerzeig. Fünf Lichter sollen das Haupt des im Fluss treibenden Leichnams umgeben haben, ein Symbol für das lateinische TACUI (fünf Buchstaben): „Ich habe geschwiegen“.

Der Prager Dichter Rainer Maria Rilke schrieb:

„… Aber diese Nepomuken!
Von des Torgangs Luken gucken
und auf allen Brucken spuken
lauter, lauter Nepomuken!“

Der in Pomuk im heutigen Tschechien geborene Jurist und Generalvikar und damit hohe kirchliche Würdenträger im Prag des 14. Jahrhunderts ist in Hall allgegenwärtig. Wertvolle Fresken Josef Adam Mölks in Johannes- und Pfarrkirche und die Nepomukkapelle in der Unteren Lend am Inn, weiter der einzige steinerne Altar der Haller Pfarrkirche (südliches Seitenschiff) rufen uns die Bedeutung des Heiligen stets in Erinnerung. Außerdem stellen sie einen unmittelbaren Bezug zur Haller Geschichte her. Viele Jahrhunderte hindurch war Hall Schauplatz von Überschwemmungen zur Zeit der Schneeschmelze. Erst die Errichtung eines Dammes am Nordufer des Inn (1950er Jahre) sollte die Stadt vor weiteren Hochwassergefahren und Überschwemmungen bewahren.

Schon bald gibt es weitere Geschichten und Anekdoten: Unser Spaziergang führt uns weiter von der Burg Hasegg zum Stiftsplatz. Dann erfahren wir zum Beispiel mehr über das Schweizer Christkindl und seine magische Ausstrahlung.

Anita

Anita

Anita ist Austria Guide aus Leidenschaft und in ihrer Freizeit gerne in den Bergen anzutreffen. Sie kocht gerne und verwöhnt das Team immer wieder mit ihren kulinarischen Köstlichkeiten!