Seit mehr als 200 Jahren thront die Kaisersäule auf dem markanten Aussichtspunkt hoch über dem Dorf Thaur. Hast du gewusst…

1. … wieso man das Wahrzeichen als Säule und nicht als Pyramide bezeichnet.

Das Monument am Thaurer Zunterkopf erinnert an den Besuch von Kaiser Franz I. am 21. Oktober 1815. Zunächst stand dort eine Holzpyramide unter dem Namen Franzens-Pyramide, die 1838 anlässlich des Besuchs von Kaiser Ferdinand durch eine steinerne Pyramide ersetzt wurde. Möglicherweise hat die Umbenennung damit zu tun. Auch wenn es sich architekturhistorisch nicht um eine Säule handelt, hat vielleicht der Volksmund aus dem Steinmal eher eine Säule machen wollen als eine Pyramide. Der Begriff „Säule“ liegt dem allgemeinen Sprachgebrauch wohl einfach näher. Außerdem dient die Spitze der „Kaisersäule“ als wichtiger Festpunkt der Landesvermessung, wofür sich eine Säule nicht eignen würde. Vermutlich ist die Pyramide ein in dieser Epoche bezeichnenderes Machtsymbol (Antikensehnsucht).

2. … dass es zur Höhe der Pyramide unterschiedliche Angaben gibt.

Im Internet kursieren verschiedene Höhenangaben über die Kaisersäule. Die richtige Höhenangabe allerdings findet sich in einer Zeitkapsel. Nach der Fertigstellung der Steinpyramide leitete der auf dem bekannten Bild im Fürstenzimmer der Burg Hasegg dargestellte Fürst Lobkowitz für das Gubernium am 20. September 1839 die Einweihung. Die dort dargestellte Einweihungsurkunde in einer blechernen Büchse wurde in die Pyramide eingemauert. Das Ölgemälde des Malers Hampe aus Bremen hing ursprünglich im Ratssaal der Berg- und Salinendirektion in Hall. Eine Kopie der Einweihungsurkunde befindet sich heute im Dorfarchiv Thaur. Die exakte Höhe der Pyramide beträgt 11,38 m.

3. … was Andreas Hofer mit der Kaisersäule zu tun hat.

In Wahrheit steht Andreas Hofer, der weithin bekannte Tiroler Freiheitsheld, nur indirekt mit der Thaurer Kaisersäule in Verbindung. Die Freiheitskämpfe waren vorüber und in Juni 1815 war mit dem Wiener Kongress soeben die Neuordnung Europas abgeschlossen worden. Deshalb fand am 21. Oktober des selbigen Jahres Kaiser Franz I. von Österreich gerade etwas Zeit, um die Stadt Hall und die dortige Saline zu besuchen. Er stieg bei jener Gelegenheit über das Thaurer Törl zum herrlichen Aussichtspunkt bei der Kaisersäule hinauf. Von hier bot sich ihm ein hervorragender Blick auf jene Stätten, wo sich seine Tiroler unter der Führung von Andreas Hofer in heroischen Freiheitskämpfen den napoleonischen Truppen entgegengestellt hatten. Der Kaiser hatte 1805 am grünen Tisch in Pressburg Tirol bereits an Bayern abgetreten.

4. … dass die Mähder unterhalb der Kaisersäule früher bewirtschaftet wurden.

Erwandert man die Kaisersäule über die Vintlalm, gelangt man vorbei an wunderschönen Grasflächen, den sogenannten Mähdern. Heute sind die Mähder ein traumhaftes Naherholungsgebiet oberhalb des Dorfes Thaur. Doch früher waren diese Böden lebenswichtig für die Bauern aus dem Dorf, denn sie lebten damals von dem, was sie selbst auf ihren Äckern anbauten. Die Wiesen dienten der Heugewinnung und das Vieh trieb man daher im Sommer auf die Almen. Um ausreichend Heu für den Winter einzubringen, wurde jeder Fleck, und war er noch so steil, gemäht. Das Heu wurde in mächtigen Ballen am Drahtseil ins Tal transportiert bzw. auf Hohlwegen hinuntergerollt. Die Arbeit dort oben dauerte manchmal bis zu 14 Tage, deshalb findet man noch heute überall kleinere Hütten, in denen sich die Bauern aufhielten und selbst versorgten.

Unterhalb der Vintlalm befindet sich die Garzanmahd, eine der größten Mähder in dieser Gegend. Heute finden wir keine Bauern mit Sense mehr auf den Mähdern. Dem Wanderer öffnet sich auf diesen Flächen eine herrliche Blumenpracht. Viele dieser Mähder sind in Privatbesitz oder werden von der Gemeinde verpachtet.

5. … dass der Tourismusverband im Sommer 2023 eine geführte Wanderung mit Hintergrundgeschichte zur Kaisersäule anbietet.

Mit 1. Mai 2023 hat unser diesjähriges Sommerwochenprogramm – sehr erfolgreich – gestartet. Erstmalig bieten wir eine geführte Wanderung zu einem Kraftort an. In diesem Fall zum Kraftort Kaisersäule. Jeden Donnerstag um 12.00 Uhr wandert man in Begleitung eines erfahrenen Naturparkführers (die Kaisersäule liegt bekanntlich im größten Naturpark Österreichs, dem Naturpark Karwendel!) über Forstwege und steile Pfade hinauf zum Wahrzeichen von Thaur. Du wandelst sozusagen auf den Spuren von Kaiser Franz I.. Die Aussicht auf das Inntal entlohnen für die Mühen des Aufstiegs und mit ziemlich großer Sicherheit hat man bereits Adler, Gämse oder andere heimische Wildtiere zu Gesicht bekommen.

Für die Teilnahme benötigt es eine Anmeldung jeweils bis Mittwoch 17 Uhr im Tourismusverband unter +43 5223 45544 oder info@hall-wattens.at

Elisabeth

Elisabeth

Elisabeth hat zwei kleine Kinder und einen Hund. Mit ihrem Rudel ist sie gerne draußen unterwegs. Vor allem an Orten, wo sonst wenig Menschen anzutreffen sind. Ganz speziell an den besonderen Kraftorten in der Region Hall-Wattens. Sie kocht gerne und belebt unseren Kulinarikblog.