Vergangene Woche waren wir in Hall und Tulfes Krippeleschaug’n. Heute ziehen wir weiter in die Krippendörfer Absam und Thaur.

Unsere Reihe Krippeleschaug’n geht weiter: in den Dörfern Absam und Thaur besichtigten wir jeweils die Krippen in den beiden Pfarrkirchen, sowie zusätzlich in Absam die moderne Krippe am Dorfplatz und in Thaur die Krippe in der Romedikirche.

Das Krippendorf Thaur und seine bekannten Künstler

Bildhauer und Figurenschnitzer

Die berühmtesten Thaurer Krippenschnitzer waren Johann Giner d. Ä. und der gleichnamige Sohn Johann Giner d. J.. Der erfolgreichste Imitator von Giner-Figuren war Johann Laimgruber, genannt Mundi. Mundi war hauptberuflich Salzbergarbeiter und wendete seine gesamte Freizeit für die Schnitzerei von Krippenfiguren auf. Weiters haben sich noch Johann Plank und Romed Riedmüller als Schnitzer einen Namen gemacht. Einer der bekanntesten ortsansässigen Bildhauer der jüngeren Zeit war Meister Romed Speckbacher sen.. Sein gleichnamiger Sohn führte die Tradition der alten Krippenschnitzer und der Thaurer Krippenkunst fort.

Künstler von Krippenbergen und Hintergründen

Über die Ortsgrenzen hinaus bekannt ist der Thaurer Einsiedler Felix Zimmerling. U.a. hat er auch den Krippenberg der Absamer Kirchenkrippe gestaltet. Durch seine Reise nach Palästina im Jahre 1852 wurden die Tiroler Krippenberge und -hintergründe in orientalischem Stile beeinflusst und verändert. Als Maler von Krippenlandschaften (Hintergrund) sind folgende Thaurer Künstler besonders erwähnenswert: Andrä Leitl, Pranz Pernlochner III. sowie dessen Sohn.

Die Weihnachtskrippen in Thaur

Neben den wunderbaren Krippen in der Pfarrkirche sowie der Schlosskirche finden wir in Thaur die älteste Hauskrippe, die uns in Tirol erhalten blieb, nämlich beim Maxenbauern. Sie stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts!

Wegen des Prunkes der Kleider und der reichen Stickereien zählt die Barockkrippe in der Romedikirche zu den größten und wertvollsten Kirchenkrippen. Die geschichtlichen Hintergründe zur Romedikirche oder Schlosskirche, wie sie auch genannt wird, kann auf der Seite unserer Kraftorte nachgelesen werden. Die große Weihnachtskrippe füllt den gesamten Altarraum aus und wird aufgrund des großen Aufwandes nur im Zweijahresrhythmus aufgestellt. Insgesamt umfasst die Krippe ca. 150 Figuren (inklusive Tiere). Manche Figuren sind doppelt vorhanden, wie zB die Hl. Familie: einmal im Nazarenerstil und einmal im Barockstil. Die ältesten barocken Figuren der Krippe sind die Engel mit Wachsköpfen und Glasaugen von 1740, die aus diversen Damenstiften stammen. Alle weiteren bekleideten Figuren (ebenfalls mit Wachsköpfen und Glasaugen versehen) stammen von Johann Giner d.Ä., Franz Pernlochner I. und Johann Höpperger. Ende des 19. Jahrhunderts schuf Johann Farbmacher einen völlig neuen Krippenberg. 1880 malte der Künstler Franz Pernlochner den Hintergrund für die Barockkrippe.

Weihnachtsdarstellung nach einer Idee von Erich Steinlechner und Pfarrer Haider

In den anderen Jahren wird in der Romedikirche am rechten Seitenaltar eine Weihnachtsdarstellung auf einem gemalten Kulissenaufbau von Erich Steinlechner aus den Jahr 2010 gezeigt. Neben dem damaligen Pfarrer Paul Haider (+ 2014), war Steinlechner der Ideengeber für diese kleine Krippe, um jährlich das Weihnachtsgeschehen anschaulich darstellen zu können. Die 40 cm hohen Figuren wurden bei der Firma Heide (Heinrich Demetz) in Gröden (Südtirol) in Auftrag gegeben. Sie bestehen aus hölzernen Gliedmaßen, die auf einem Drahtgestell montiert sind und anschließend mit leimgetränkten Stoffen bekleidet und bemalt bzw. gefasst wurden. Dadurch wirken die Figuren sehr realistisch. Eine Besonderheit stellen auch die mit echter Schafwolle ausgestatteten Schafe dar. Johann Staud hat sich für uns Zeit genommen und erzählt uns in einem Video spannende Details zur kleinen Weihnachtskrippe:

Die Romediuskirche ist an Sonn- und Feiertagen vom 1. Adventsonntag bis zum Weißen Sonntag (Sonntag nach Ostern) von 13:00 bis 17:00 Uhr für eine Besichtigung der Krippen (Fastenkrippe) zugänglich.

Weihnachtskrippe in der Thaurer Pfarrkirche

Die figurale Ausstattung der Krippe der Pfarrkirche in Thaur stammt im Wesentlichen von Johann Giner d. Ä.. Johann Laimgruber ergänzte einige Figuren. Der heutige Krippenberg stammt aus der Hand von Johann Farbmacher und den Hintergrund dazu schuf Franz Pernlochner III. am Ende des 19. Jahrhunderts. Bei dessen Restaurierung konnte man eine weitere Landschaftsmalerei entdecken, welche auf Andrä Leitl zurück geht.

Das Krippendorf Absam

In Absam wollen wir euch heute zwei Krippen präsentieren:

Erstens die traditionelle Kirchenkrippe in der Absamer Basilika und zweitens die moderne Dorfkrippe beim Gemeindeamt.

Weihnachtskrippe in der Basilika

Alle Jahre wieder ist es für Krippeleschauger ein Höhepunkt, der Absamer Basilika einen Besuch abzustatten. Glücklicherweise ist die aus 70 Figuren bestehende Krippe die ganze Woche hindurch von 7.30 Uhr morgens bis 19.30 Uhr abends zugänglich. Vielen Dank dafür, liebe Absamer! Außerdem können interessierte BesucherInnen und KennerInnen so hautnah mitverfolgen, wie sich die Krippe im Laufe des Geschehens wandelt.

Selten sieht man Krippen dieses Ausmaßes! Gesichert durch eine Alarmanlage und geschützt hinter einer gläsernen Abschrankung sind die von Johannes Nepomuk Giner d. Ä. (1756 – 1833) geschnitzten Figuren auf Augenhöhe und aus nächster Nähe zu bestaunen. Die bis zu 40 cm hohen, aus Holz geschnitzten und gefassten Figuren bestechen vor allem durch ihren „echten“ Blick: Giner hat die Figuren mit Glasaugen ausstaffiert und demnach sehr lebendig und echt aussehen lassen. Wer suchet, der findet, heißt es: In der Gestalt eines Müllers ist ein wichtiger Sponsor der Krippe, wie wir heute sagen würden, ein Gönner und namhafter Spender der früheren Zeit zu entdecken. Da es in Absam zahlreiche Müller zur Entstehungszeit der Krippe gab, ist eine Zuordnung bis heute nicht gelungen. Prächtig sind vor allem Giners Engel, halbnackt oder schulterfrei und in voller Bewegung, beflügelt im wahrsten Sinne des Wortes und dank einer Porzellanfassung wahrlich himmlische Figuren. Halleluja!

Felix Zimmerling (1812 – 1869), ein Eremit aus Thaur, war wohl einer der ersten Pilger, die ins Heilige Land gereist sind. Er hat den Absamer Krippenberg im Ahnensaal des Baron Kripp geschaffen, nirgendwo sonst hätte es Platz genug gegeben. Kein Wunder also, dass sich das Heilsgeschehen vor orientalischer Kulisse präsentiert. Es war den Pilgern und Reisenden zu verdanken, erste Berichte über den Originalschauplatz der Geburt Jesu zu liefern. Für Krippeleschauger mit Kennerblick gibt es ein faszinierendes Detail am Rande oder Grunde… offenbar wollte man den ursprünglich barfüßigen Hirten weniger ärmlich darstellen und hat ihnen nachträglich schwarze Schuhe angedeihen lassen. Wer genau schaut, sieht allerdings noch nackte Zehen aus dem Moos lugen!

Besonderer Hintergrund für die Krippe

Bemerkenswert ist auch der Hintergrund der Krippe: Der als Maxenmaler bekannte Josef Strasser (1827 – 1890) aus Absam zeichnet sich dafür verantwortlich. Er hat – entgegen der üblichen Darstellung einer geschnitzten Version – die Gloriole mit Gott Vater und den Engeln direkt auf den Hintergrund gemalt. Auch die Flucht nach Ägypten ist am Krippenhintergrund Thema.

Einzigartig sind die neuen, im barocken Stil geschaffenen Vitrinen links der Krippe. Sie zeigen zwei Szenen, die Beschneidung Jesu sowie die Verehrung des Namens Jesu durch die damals bekannten vier Erdteile Europa, Amerika, Asien und Afrika (Australien war zu diesem Zeitpunkt noch nicht entdeckt): Ein bekanntes Frauengesicht ist in der Gestalt von Europa zu erkennen, keine geringere als Maria Theresia stand sozusagen Patin für unseren Kontinent!

Die Absamer Kirchenkrippe darf wohl zurecht als das Meisterwerk Giners bezeichnet werden. Krippenforscher Dr. Josef Ringler meinte einst: „Ein feierlicher Ernst und eine spürbare Frömmigkeit zeichnet die überaus lebensnahen Figuren aus.“ Zudem handelt es sich um Giners älteste Krippe.

Ein großer Dank sei an dieser Stelle erstens an Waltraud Willard und auch an Werner Willard vom Absamer Krippenverein ausgesprochen. In unserem Video erzählt uns Werner für das Krippeleschaug’n in Absam mehr von der Absamer Kirchenkrippe:

Schon wieder begegnen wir Josef Bachlechner…

Über dem Hauptaltar der Basilika ist übrigens (schon wieder!) ein von Josef Bachlechner d. Ä. geschnitztes Jesukind zu bewundern. Der in Hall um 1900 werkende Bildschnitzer war weitum bekannt und hat überall „Spuren“ hinterlassen.

Krippeleschaug’n in Absam: Die Absamer Dorfkrippe

Am Absamer Dorfplatz ist eine moderne Krippe von Siegfried Obleitner zu sehen, die in jedem Fall auch reizvoll ist: Ein völlig anderer Zugang zum Heilsgeschehen ist hier vom Absamer Künstler gewählt worden. Die 2007 geschaffene Skulpturengruppe verzichtet ganz bewusst auf Sentimentalität. Materialien wie Beton und Stahl verleihen der Krippe eine kühle Eleganz, die den Betrachter in eine nachdenkliche Stimmung versetzen. Das Jesuskind ist auf ein Kreuz gebettet, Vorzeichen des bevorstehenden Schicksals des göttlichen Kindes. Die drei Weisen aus dem Morgenland in Gestalt eines Astronomen, Mystikers und Glaubenden bieten mittels Symbolik verschiedene Wege an, die Komplexität des Geschehenen zu verstehen: So lässt eine Glaskugel in der Hand eines Königs in die Zukunft blicken. Gloria in excelsis deo!

Das Krippeleschaug´n geht weiter…

Nach dem Krippeleschaug’n in Absam und Thaur besuchen wir nächste Woche die Dörfer Baumkirchen, Fritzens, Volders und Wattens und sind schon gespannt, welche Krippenschätze uns dort erwarten.

Anita

Anita

Anita ist Austria Guide aus Leidenschaft und in ihrer Freizeit gerne in den Bergen anzutreffen. Sie kocht gerne und verwöhnt das Team immer wieder mit ihren kulinarischen Köstlichkeiten!