Vom privaten Balkonkistl zum kommunalen Blühstreifen: Was können wir tun, um die Natur in urbane Zentren zurück zu bringen. Im folgenden Beitrag zeigen wir euch diverse Initiativen, welche in unserer Region umgesetzt werden.

Biodiversität bedeutet Artenvielfalt in Stadt und Land und wird zunehmend zur Überlebensstrategie. Naturnahe Bepflanzungen im privaten und öffentlichen Raum, die Blühstreifen der landwirtschaftlichen Nutzbereiche und entlang der Bahnstrecken und Straßen sowie in den Kommunen leisten einen großen Beitrag. Viele Initiativen sind best practice, wie wir im urbanen Raum mit gezielten Programmen mehr Naturraum und somit eine vielfältige Fauna und Flora ermöglichen können.

Der Wert urbaner Grünflächen wird sträflich unterschätzt – sie schaffen ein kühleres Klima in den Sommermonaten und sind zugleich Lebensraum für Vögel und Insekten. Wenn alle an einem Strang ziehen, können wieder mehr Pflanzen und Tiere in städtischen Gemeinden angesiedelt werden.

Blumenwiese vor dem Tourismusverband Region Hall-Wattens

Gartenparadiese klimafit machen

Die kleinsten Grün-Einheiten sind Balkone, Terrassen sowie private wie gemeinschaftlich genutzte Gärten. Damit diese „Paradiese“ klimafit werden, können die Bürger von Hall in Tirol im Zuge einer in Österreich einzigartigen Aktion kostenlose Beratung durch Experten von „Natur im Garten“ in Anspruch nehmen.

Das Tiroler Bildungsforum betreut seit dreißig Jahren Gemeinden in der Gestaltung des öffentlichen Grünraums und bei den beliebten, landesweiten Blumenschmuckbewertungen. Hier wurde erkannt, dass Gärten ein enormes Potential an Lebensraum bilden und Gartenbesitzer dabei unterstützt werden, naturnahe Grünoasen zu schaffen.

Die Ökologisierung von Gärten und Grünräumen hat das Ziel, ohne chemisch-synthetische Pestizide, Dünger und ohne Torf auszukommen. Es geht darum, den Wasserverbrauch zu senken und Pflanzen individuell für den jeweiligen Garten auszuwählen.

Die Höhe des Rasenschnitts, die Verwendung von Mulch zur Abdeckung der Beete, die Wirkung von Moos und die Verdunstungskälte durch Laubbäume sind beispielsweise konkrete Tipps. Diese Gartenberatungen werden von der Stadtgemeinde Hall subventioniert und kann von allen BewohnerInnen kostenlos gebucht werden.

„Gardensharing“ im Klostergarten

Die Kreuzschwestern bieten in ihrer Klosteranlage einen Gemeinschaftsgarten für 41 Familien und die Sonderschule Hall. Jedes Beet ist individuell, die Hobbygärtner werden vom Tiroler Obst- und Gartenbauvereins unterstützt – angebaut und geerntet wird, was Freude macht und schmeckt.

Seit 2015 erfreut sich „Public Gardening“ oder „Gardensharing“ wachsender Beliebtheit und jeder kann auf seinen gut zwanzig Quadratmetern selbst für „G´sundes“ sorgen. Die lernwilligen „Pflegefamilien“ können sich ihr Wissen in der Gartenakademie aneignen. Für die Infrastruktur wie Parkplätze, WC-Anlangen, Gartengeräte und Bewässerung ist gesorgt.

Artenvielfalt durch kommunale Achtsamkeit

Bis zu 80 Prozent weniger Insekten als noch vor wenigen Jahrzehnten sind für Nahrungsketten und hochkomplexe Symbiosen in der Natur eine wahre Katastrophe. Der Siedlungsraum des Menschen ist schließlich oft letzter Rückzugsort für selten geworden Tier- und Pflanzenarten. Gemeinden können Flächen zur Verfügung stellen und damit zur Erholung der Insektenbestände beitragen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass diese grünen Inseln weniger Pflege bedürfen. Wo kann also eine Natur-Blumenwiese entstehen? Jeder kleine Rasenstreifen zwischen Gehweg und Straße, auf der Erweiterungsfläche eines Friedhofes oder Sickermulden, Böschungen, Allee-Zwischenräume…überall ist Platz. Hier kann mit heimischem Blumen-Saatgut bereits nach zwei bis drei Jahren eine schöne Wiese entstehen und Bienen, Hummeln, Käfer und Schmetterlinge kehren zurück.

Das Gelingen hängt von den Bürgern ab, denn diese gekennzeichneten Flächen sollten nicht als Gehweg oder Sportplatz missbraucht werden. Konkrete Anleitungen für Kommunen zu diesen Ideen unter www.naturimgarten.at.

Stadtgärtnerei Hall in Tirol

Hall in Tirol zieht beispielsweise jährlich in der Stadtgärtnerei 25.000 Sommerblumen, die man für große Blumenbeete, als Dekoration für Feste, Blumenkisten und Großtöpfe für den Straßenschmuck verwendet. Dafür ist die Gemeinde eigenverantwortlich und sorgt durch pflegeintensive Gärtnerarbeit für schöne Plätze, Parkanlagen, Kreisverkehre und Grünflächen.

Durch den Klimawandel der letzten Jahre ist folglich der Arbeitsaufwand beim Gießen stark gestiegen. Also setzt man verstärkt heimische Pflanzen mit ihren tiefen Wurzeln – siehe das Projekt „Tiroler Blumenwiese“. Die bevorzugten Margeriten und Wiesensalbei sind hervorragende Nahrung für Insekten und kommen mit wenig Wasser aus.

Keine Nahrungsmittel ohne Bienen

Wie wichtig diese kleinen Insekten für unser Überleben sind, wurde leider über viele Jahrzehnte hinweg unterschätzt. Die Tourismusregion Hall-Wattens erklärt ihren Gästen bei speziellen Wanderungen und Kräuterführungen die Wichtigkeit der fleißigen Bienen. Jeden Dienstag um 10.30 Uhr kann man im Rahmen des Wochenprogramms mit unserer Kräuterpädagogin und Imkerin Claudia die fantastische Welt der Bienen und Kräuter erkunden. Dabei erhält man Antwort auf viele Fragen: Warum gibt es im Bienenstock nur eine Königin? Warum müssen die Drohnen den Stock im Herbst verlassen? Warum gibt es Bienenschwärme?

Bienenpate werden

Wer in Tirol eine Bienenpatenschaft übernehmen möchte, kann dies unter www.gemueselandtirol.at tun. Fünf Gemüsebetriebe haben zehn Hektar Ackerfläche ein Jahr lang ertragsfrei gestellt und eine Wiesenblumenmischung gesät. „Bienenpaten“ können für einen Euro pro Quadratmeter und Jahr ihren Beitrag zum Bienenschutz leisten.

Fazit: Die Stadt und ihr Naturraum

Unsere Zukunft entscheiden wir alle gemeinsam. Jeder Grashalm und jede Blume ist ein Bollwerk gegen den drohenden Klimawandel. Der „Green-Deal“ ist Aufgabe von Städten, Gemeinden und jedem einzelnen Menschen.

Klimabotschafter Arnold Schwarzenegger gibt mit denkwürdigen Worten die Richtung vor: „Wir brauchen keinen Daueralarm in der Klimakrise, sondern müssen Lösungen aufzeigen.“ Die angeführten Beispiele sind vielleicht nur kleine Schritte, können aber in ihrer Gesamtheit zum großen Erfolg führen. 

Team

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Das Team des Tourismusverbandes ist für euch immer auf der Suche nach spannenden Geschichten aus der Ferienregion Hall-Wattens.